Der erste internationale Höhepunkt der olympischen Saison 2023/24 im Beckenschwimmen fand am vergangenen Wochenende in Berlin statt. Die deutsche Hauptstadt war vom 6.-8.10.23 Gastgeber für die erste Station des World Aquatics Swimming World Cup. Die Schwimm- und Sprunghalle im Europapark bot nicht nur den angereisten Spitzenathleten aus aller Welt eine atemberaubende Kulisse, sondern ebenso wurden 100 aufstrebenden Nachwuchsschwimmern aus deutschen Schwimmvereinen ein Start ermöglicht. Seite an Seite mit internationalen Größen an den Start zu gehen, ist eine besondere Ehre und entsprechend war die Aufregung von unseren drei SSG Schwimmerinnen Amelie Gutwinski (14, PSV), Clara Lou Küsel (13, PSV) und Giulia Michol (15, BSV Ölper) enorm groß. Mit entsprechendem Respekt erwärmten sie sich vor dem Start gemeinsam mit vielen internationalen Athleten und wagten kaum, ihre Blicke schweifen zu lassen. Nach dem ersten Start lockerte sich bei ihnen dann die Stimmung schon etwas auf, die ersten Autogramme wurden gesammelt, da Giulia noch am selben Tag abreiste, um am Samstag bei den Bezirksmeisterschaften in Goslar starten zu können.
Völlig souverän hingegen war der Auftritt unserer drei erfahrensten Kampfrichter aus der SSG, die zum DSV Kampfrichter-Kader gehören und für den Weltcup zum Einsatz kamen. Sina Zeller, Kai Mario Falk und Thorsten Fink hatten sich durch ihre zahlreichen erfolgreichen Einsätze auf Landesebene und zusätzliche Lehrgänge qualifiziert und sind wie die gesamte SSG stolz, dass sie für einen solchen hochkarätigen internationalen Wettkampf als Kampfrichter berufen wurden. Es galt hierbei nicht nur die Einhaltung des Regelwerkes durch die Schwimmer zu überwachen, auch das Zeremonienprotokoll musste sitzen. Einfach mal mit Backup Knopf am Startblock stehen, gab es da nicht. In Ihrer Exaktheit vermittelten die nationalen und internationalen Kampfrichter ein sehr einheitliches Bild, was dem gesamten Event eine zusätzliche professionelle Atmosphäre verlieh und von den Sportlern und dem Publikum gleichermaßen mit Beifall belohnt wurde.
Eine besondere Ehre wurde Clara Lou Küsel vom PSV Stammverein zuteil. „Als ich am Vorabend des dritten Wettkampftages in die Starterliste geschaut habe, bekam ich einen Riesenschreck. Mein Name war nicht mehr wie am Vortag gelistet. Zum Glück hat Marco zur selben Zeit entdeckt, dass ich überraschend für den schnellsten Lauf gesetzt war. Der schnellste Lauf, dass bedeutete, dass ich mit Kaylee McKeown aus Australien gemeinsam ins 200 m Rücken Rennen starten würde! Mit der amtierenden Weltrekordlerin, Weltmeisterin! Mein erster Gedanke war – was denkt sie von mir? Dass ich größenwahnsinnig geworden bin? Kaylee schwimmt eine 2:03 und ich eine 2:32, das bedeutet, dass sie ihr Rennen beendet, wenn ich an der letzten Wende bin!“. Das jedoch war vom Veranstalter bewusst so arrangiert worden. Die Nachwuchsschwimmer sollten die Möglichkeit erhalten, Weltklasseschwimmer hautnah zu erleben, mit ihnen beim Vorstart zu sein und auch ein Gefühl zu bekommen, wie schnell so ein Weltrekord ist. Für Amelie waren sogar die Eltern plus ihre 5 Monate alte Schwester nach Berlin geeilt. Das gab ihr einen richtigen Motivationsschub. Unbedingt wollte sie die 1-Minutengrenze über 100 m Freistil knacken. Sie blieb den internationalen Schwimmerinnen bauf den ersten 50 m dicht auf den Fersen und wendete bei 29 Sekunden. Alle SSG-ler und Eltern schauten gespannt auf die mitlaufende Zeit an der Anzeigetafel, ob Amelie es schafft, die zweiten 50 m mit einem tollen Endspurt zu beenden. Leider war dann doch in der Hälfte der letzten Bahn die Kraft vom rasanten Start verbraucht und sie schlug mit einer Zeit von 1:02 min an. Nach kurzer Enttäuschung lautete ihr Fazit: „Ich komme ja wieder hierher, zu den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften. Spätestens da fällt die Minute.“
Das sah ihr Trainer Marco ähnlich: „Beim Weltcup ging es mir darum, dass die Mädchen Erfahrungen und Eindrücke sammeln, dass sie auch mal einer erhöhten Drucksituation ausgesetzt sind und vor allem Motivation mitnehmen, mit den besten Schwimmern der Welt in einem Becken geschwommen zu sein. Am Anfang der Saison ist es schwierig neue Bestzeiten aufzustellen.“
Jetzt zieren Badekappen, Handyhüllen, Akkreditierungskarten zahlreiche Autogramme von Weltrekordlern wie Sarah Sjöström aus Schweden, dem britischen Brustweltrekordler Adam Peaty sowie Cody Simpson, dem australischen Popstar, der gerade mit seiner Gesangskarriere pausiert um sich für die olympischen Spiele 2024 in Paris zu qualifizieren. Stolz sind die Mädchen auch auf ihre Selfies mit zahlreichen Spitzenschwimmern.
Einen Motivationsehrenplatz bei Amelie zu Hause bekommt die Badekappe von Siobhán Haughey, einer olympischen Medaillengewinnern aus Honkong.
Das Fazit der drei Nachwuchsschwimmerinnen zum Weltcup lautete: „Wenn wir das nächste Mal wieder hier im SSE sind, dann finden die Deutschen Jahrgangsmeisterschaften statt. Darauf freuen wir uns schon, denn dann wird es hier weniger turbulent sein und man fühlt sich schon auch ein bisschen wie bei einem Start zu Hause im Heidbergbad. Und wir werden uns an die besonderen Finalläufe des Weltcups erinnern, an die Beifallsstürme von den ausverkauften Tribünen, die unglaublich beeindruckend für uns waren. Und vielleicht haben wir bis dahin auch so ein tolles Eisbett wie die australischen Schwimmer dabei – zur schnellen Muskelregeneration. Das wäre cool!“, ergänzten die Mädchen lachend.