SSG-Schwimmer verstärkt das Team der Blue Raiders in Columbia, Kentucky
Eigentlich hatte Malte Ahrens seine Wettkampfhose aus Carbon schon an den Nagel gehängt und sich vom Hochleistungsschwimmsport verabschiedet. Aber im vergangenen November fand der Abiturient beim Zimmer Aufräumen den Flyer einer Organisation, die Sportstipendien in den USA vermittelt. Diese Broschüre hatte er bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften 2015 in Berlin bekommen und, weil sein Studium damals ja noch in weiter Ferne lag, nicht weiter beachtet. Noch in derselben Nacht füllte er online den Chanceneinschätzungsbogen aus und erhielt eine sehr positive Antwort, die dem mehrfachen Top-Acht-Schwimmer bei Deutschen Jahrgangsmeisterschaften ein hochwertiges Sportstipendium an einem US-College in Aussicht stellte.
Ab Dezember intensivierte er dann die Suche nach einer geeigneten Collegemannschaft und fand mit den Blue Raiders vom Lindsey Wilson College in Columbia, Kentucky, das passende Trainingsumfeld. „Ich hatte schon mehrere Telefonate mit den Trainern und vor allem der Co-Trainerin, die für die internationalen Sportler zuständig ist“, erzählt Malte Ahrens, „neben den US-Schwimmern wird mein Team aus den Niederlanden, aus Südafrika, Polen, Spanien, Australien und Trinidad-Tobago kommen.“ Der Langstreckenspezialist kann es kaum erwarten, gemeinsam mit anderen Langstreckenschwimmern auf hohem Niveau zu trainieren. Mit neun Trainingseinheiten pro Woche wird er größere Trainingsumfänge als bisher absolvieren und das Wettkampfsystem, bei dem immer zwei oder drei Collegemannschaften gegeneinander antreten, wird zu einer für ihn ungewohnt hohen Wettkampfdichte führen. Durch die Verzahnung von Sport und Studium an seinem zukünftigen Studienort kann er aber beidem gerecht werden. „An das Frühtraining um 6.30 Uhr werde ich mich erst wieder gewöhnen müssen, aber eigentlich freue ich mich schon darauf“, sagt der Neunzehnjährige und erläutert: „Sämtliche Sportanlagen sind auf dem Campus, das heißt wir haben ganz kurze Wege vom Wohnheim zur Schwimmhalle und den Vorlesungen. In den Kursen sind meistens um die zehn, maximal 18 Studenten und alles ist auf die Sportler abgestimmt.“ Dass im ersten Studienjahr nur allgemeine Kurse belegt werden und man sich erst im zweiten Jahr für eine Fachrichtung entscheidet, kommt ihm sehr entgegen.
Nun hat Malte sein Abitur in der Tasche und seine Mutter Svenja Ahrens blickt dem Aufbruch ihres Sohnes im August mit gemischten Gefühlen entgegen. Seine sportliche Entwicklung hatte sie gemeinsam mit ihrem Mann Axel immer unterstützt. Schon als Zweijährigen nahmen sie ihren Sohn beim Mutter-Kind-Schwimmen mit ins Wasser. Das Freischwimmerabzeichen absolvierte Malte Ahrens dann bei seinem Vater in der Schwimmgruppe des Polizei SV und dann ging es für das Schwimmtalent rasch weiter durch die verschiedenen Leistungsgruppen der SSG Braunschweig bis in die SSG1. Dabei war er meist der Jüngste. Er war als Mitglied mehrerer Auswahlmannschaften in ganz Deutschland unterwegs und fand mit seiner kommunikativen Art überall schnell Anschluss. In der SSG Braunschweig engagierte er sich seit 2018 als Athletensprecher und als er selbst nicht mehr so häufig ins Wasser sprang, als Trainer für den Schwimmnachwuchs. Als bisherigen sportlichen Höhepunkt bezeichnet er den zehnten Platz mit einer deutlichen Verbesserung seiner Bestzeit um fast eine halbe Minute bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften 2018 über 1500 Meter Freistil: „Da konnte ich endlich einmal eine Saison verletzungsfrei trainieren und war beim Saisonhöhepunkt fit.“
Um im Sommer auch wieder richtig fit zu sein, zieht der Abiturient schon wieder fleißig seine Bahnen im Heidbergbad bei seinem langjährigen Trainer Sören Novin. Der hatte letztes Jahr schon prognostiziert, dass Malte Ahrens` Abschied vom Schwimmsport nicht von Dauer sein werde.