Wie bist du zum Schwimmen gekommen und was war der Auslöser, dass du mehr wolltest als nur ab und zu mal schwimmen?
Ich schwimme, seit ich denken kann. Das hat mit dem Babyschwimmen angefangen und setzte sich mit zweimal Training in der Woche beim TV Jahn Wolfsburg fort.
2022 bin ich dann zum Schüleraustausch in die USA gegangen und habe dort mit dem Leistungssport angefangen. Ich habe dort einfach mehr trainiert und es hat mir so großen Spaß gemacht, dass ich einfach dabei geblieben bin und der Schwimmsport ist mir bis heute eine große Freude.
Seit wann trainierst du in der SSG? Wo warst du vorher?
Im März 2024 bin ich nach Braunschweig gewechselt, vorher bin ich beim TV Jahn Wolfsburg geschwommen. Dort haben viele aus meiner Trainingsgruppe mit dem aktiven Schwimmsport aufgehört, so dass ich dann allein in meinem Jahrgang war um mich auf meine letzten Deutschen Jahrgangsmeisterschaft vorzubereiten. Daher habe ich mich entschlossen an den Landesstützpunkt nach Braunschweig zu wechseln, hier konnte ich mich optimal, von einem Landestrainer unterstützt, darauf vorbereiten.
Was sind deine Ziele für diese Saison?
Beim Schwimmsport ist das Hauptziel, die Zeiten zu verbessern und das nehme ich mir auch selbst immer vor. Aber ich denke auch, dass die Deutschen Kurzbahnmeisterschaften im November ein guter Fokus sind und ich freue mich auch auf die DMS – ein guter Team Wettbewerb. Hier wollen wir gut abschneiden. Auch die Deutsche Langbahn Meisterschaft im nächsten Frühjahr sind mein Trainingsziel, da möchte ich vor allem sehr gute Zeiten schwimmen. Insgesamt möchte ich einfach gut trainieren, dabei meine Technik verbessern um ein besserer Schwimmer zu sein als zum Anfang der Saison.
Gehst du noch zur Schule und wenn ja, in welche?
Ich gehe in Wolfsburg zur Schule ans Gymnasium Fallersleben und mache im Sommer 2026 Abitur.
Du hast einen vergleichsweisen langen Anfahrtsweg zum Training, wie schaffst du es Schule und Training unter einen Hut zu bekommen?
Zeitmanagement ist ein großes Thema für mich, da natürlich der Schwimmsport viel Zeit in Anspruch nimmt. Man ist sehr viel unterwegs zum Training und Wettkampf. An manchen Tagen haben wir 3 Trainingseinheiten, Frühtraining inklusive. Da bedarf es einer guten Planung um auch noch zwischendurch Zeit zum Lernen, für Hausaufgaben zu haben. Ich bin sehr dankbar, dass mir meine Mutter ihr Auto leiht, da ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln doch bedeutend länger zum Training unterwegs wäre. Viele der schulischen Aufgaben wird aufs Wochenende verlegt, aber da wir auch oft Wettkämpfe haben, ist diese Möglichkeit ebenso begrenzt.
Möchtest du in einer der Schwimmlagen besonders an deiner Technik feilen, um deine Leistung im Wasser zu verbessern?
Was die Schwimmtechnik angeht, na klar, da gibt es auch bei mir Baustellen. Vor allem möchte ich mich in Brust verbessern, weil das meine Defizitlage ist. Da bin ich noch nicht so gut darin. Aber wir haben einen neuen Trainer, Jörg Schiemann, der hat schon viele Sachen gefunden, die wir in allen Lagen verbessern können, so dass ich ganz schön an mir arbeiten muss, um das Neue auch zu automatisieren, damit es im Wettkampf dann abrufbar ist.
Wie gehst du mit mentalem Druck und Wettkampfstress um? Bist du aufgeregt?
Wettkampfdruck darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen, auch ich bin aufgeregt vor den großen Wettkämpfen wie die Deutschen Meisterschaften. Allerdings versuche ich mich dann immer ans Training zu erinnern und zu denken, ich weiß, dass ich es kann, ich habe es schon so oft gemacht. Und so ist man dann selbstbewusst am Start, man weiß, was man kann und gibt alles! Am Ende ist es das Wichtigste Spaß zu haben, denn das ist es ja, warum wir genau diesen Sport so intensiv betreiben!
Hast du ein Ritual, wenn du zum Vorstart gehst?
Neben dem Aufsetzen der Badekappe und der Erwärmung findet mein eigentliches Ritual sogar erst auf dem Startblock statt. Wenn der Schiedsrichter anpfeift, gehe ich auf den Startblock hoch, schaue zum Ende der Bahn und hebe meine Arme. Das war so eine kleine Message von meinem alten Trainer – er nannte es Albatros. Das sind die Vögel, die am längsten fliegen können. Beim intensiven Schmetterling-Training stand mein Trainer immer am Ende der Bahn und hob zur Motivation die Arme, als Zeichen, ich möge wie ein Albatros weiter über die Bahnen fliegen. Das gibt mir beim Start dann immer die nötige Kraft, das bisschen Wettkampfstrecke zu schwimmen, weil es im Training hunderte Bahnen mehr waren. Diese Albatros-Vorstellung beflügelt mich regelrecht.
Hast du ein Vorbild im Schwimmsport?
Mein Vorbild ist der französische Schwimmer Léon Marchand, der in Texas in den USA trainiert und sehr schnell schwimmt. Er ist Weltrekordinhaber über 400 m Lagen und hat eine nahezu perfekte Technik. Er schwimmt technisch so sauber, dass es ein großes Vergnügen ist, ihm beim Schwimmen zuzuschauen. Und er gewinnt fast alle Rennen.
Ging es bei dir immer voran oder hattest du auch mal ein Jahr ohne Verbesserungen?
Ich hatte bisher noch kein Jahr, indem ich mich nicht verbessert habe. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass ich in jungen Jahren nicht so viel trainiert habe wie andere und alle anderen da besser gewesen ist. Aber ich hatte immer Spaß am Schwimmen, das ist das Wichtigste, dass man immer mit Spaß dabei ist, auch wenn es mal nicht so richtig läuft mit den Zeiten. Es kommt gar nicht so sehr darauf an, dass man in jungen Jahren sehr schnell sein muss. Wenn man groß und ausgewachsen ist, erntet man die Früchte für jahreslanges gutes Training, wenn man weiter intensiv trainiert. Wenn es dann mal nicht so gut läuft, sollte man den Spaß, den man am Schwimmen hat, nicht vergessen und einfach weiter trainieren, das löst sich von allein.
Du trainierst noch nicht lange in der SSG, wurdest du gut aufgenommen?
Ich trainiere in der Spitzengruppe und die Gruppe ist fantastisch. Obwohl ich erst seit einem halben Jahr dabei bin, fühle ich mich da zuhause. Das liegt einfach daran, dass es eine gute Mischung an Sportlern ist, jeder hat andere Stärken. So kommen viele tolle Leute zusammen, jeder ist für den anderen da, man kann über alles offen reden und wir pushen uns im Training zu den besten Leistungen. Es ist wichtig, dass man mit Leuten trainiert, die einen auch herausfordern, im Training an seine Grenzen zu gehen. Aber gleichzeitig haben wir ein sehr gutes Gruppengefühl und arbeiten sehr gut zusammen, dass sieht man zum Beispiel auch bei den Teamwettbewerben.
Über welchen Erfolg hast du dich bisher am meisten gefreut?
Meinen größten Erfolg würde ich gar nicht daran messen, welche Platzierung ich erzielte und welche Zeit ich geschwommen bin. Während meines Schüleraustausches in den USA habe ich allerdings an einem Wettkampf teilgenommen, bei dem ich überraschend eine sehr gute Bestzeit geschwommen bin, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Dieses Unerwartete, Überraschende hat mich, glaube ich, unglaublich glücklich gemacht. Es war ein sehr schönes Gefühl, dass ich mich zum Ende meiner Austauschzeit in den USA noch einmal so verbessert konnte und tatsächlich auch die Pflichtzeit zu den Nationalen Meisterschaften geschafft zu haben. Auch wenn ich danach noch schneller geschwommen bin und bessere Platzierungen bei den Deutschen Meisterschaften erzielt habe, so ist das der Moment, wo ich sagen kann, da war ich am Glücklichsten.
Hast du Pläne wie es nach der Schule weitergehen soll?
Ich möchte auf jeden Fall studieren und eigentlich auch weiter schwimmen.
Lennart, wir danken dir für das mega Interview, dass du uns ein bisschen Einblick in dein Schwimmerleben gewährt hast. Aus jedem Satz konnten wir deine Freude am Schwimmen heraus hören. Du bist ein Vorbild für alle Schwimmerinnen und Schwimmer in der SSG!