Viele von euch sind erfolgreiche Kampfrichter. Aber Schiedsrichter? Da fallen uns spontan meist nur Thorsten Fink, Kai Mario Falk und Sina Zeller ein. So eine Schiedsrichterausbildung ist anspruchsvoll. Zunächst einmal muss man 30 Einsätze als Wettkampfrichter, 30 Einsätze als Auswerter und 10 Einsätze als Starter innerhalb von 3 Jahren absolviert haben. Und wenn wir dabei an die letzten 3 Jahre denken, fällt uns auch ganz viel Coronazeit ein. Darüber hinaus muss man sich fachlich und menschlich eignen.
Die meisten Schiedsrichter waren in frühen Jahren selbst Wettkampfschwimmer. Nicht so Sandra Döppner. Sie ist über ihre Tochter Maja Junia, die mit 4 Jahren zum BSV Ölper gekommen ist und dann den Weg zum Wettkampfschwimmen eingeschlagen hat, logischerweise dann bei der SSG Braunschweig gelandet. Hier war und ist Sandra eine sehr engagierte Kampfrichterin und Auswerterin.
Sandra, du wurdest im Sommer als die Kampfrichterin mit den meisten Einsätzen für die SSG ausgezeichnet. Was motiviert dich?
„Ich habe total viel Spaß am Beckenrand zu stehen. Als Mutter von 4 Kindern + Job genieße ich es für diese Zeit aus dem Alltagsstrudel heraus zu kommen. Die Kampfrichter sind sympathisch und in ihren Einsätzen meistens gut drauf, es herrscht immer eine positive Atmosphäre. Hier habe ich Zeit für mich und erfahre Wertschätzung. Gewissermaßen tanke ich einfach mentale Kraft.“
Das ist ja eine WIN-WIN Situation – denn du tust dir etwas Gutes und gleichzeitig der SSG! Schiedsrichter zu werden, ist dann aber noch einmal eine ganz andere Liga. Wie bist du auf die Idee gekommen, auch noch diesen Schritt zu wagen?
„Ich bin letztes Jahr von Kai Mario angesprochen worden, ob ich nicht Lust hätte, eine Schiedsrichterausbildung zu machen. Das habe ich erst einmal verdrängt. Ein paar Monate später dann noch einmal von Thorsten. Dann dachte ich so – okay, die meinen das wirklich ernst!“
Wie war die Schiedsrichterausbildung für dich?
„Sehr schwer. Ich bin aus dem Lernen raus und man musste da zwei Tage Nonstop von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr abends voll konzentriert zuhören, um gleich im Anschluss die Prüfung abzulegen. Man hatte also keine Woche dazwischen um alles noch einmal zu vertiefen. Aber Dirk und Holger vom LSN haben die Ausbildung wirklich sehr gut vermittelt. Ich konnte gut folgen.“
Das stimmt. Uns wurde zugetragen, dass du die Lehrgangsbeste warst! Herzlichen Glückwunsch dafür! Aber damit ist es in der Ausbildung ja noch nicht getan, man muss, wie bei der Kampfrichterausbildung auch hier Pflichteinsätze ableisten. Da sind volle Tageseinsätze zu leisten – als Neuling bestimmt sehr anstrengend und nervenaufreibend! Welches waren deine Einsätze und wie war es für dich, Sandra?
„Ich war Schiedsrichter bei der DMSJ, der Sprint-Bezirksmeisterschaft und bei der offenen Landeskurzbahnmeisterschaft. Im Vorfeld hatte ich am meisten Respekt vor der Landesmeisterschaft, aber die war am besten. Bei der Bezirksmeisterschaft wurde ich doch verunsichert, ob meine Entscheidungen richtig sind. Wichtig ist, dass man sich dann nicht reinreden lässt. Als Neuling ist das echt schwierig. Nach dem Wettkampf habe ich mit Thorsten und Kai Mario, zum Glück zwei erfahrene Ansprechpartner, mit denen ich knifflige Entscheidungen dann auch durchsprechen kann. Die beiden sind sehr aufmerksam, wie es einem dabei geht und unterstützen mich sehr. So hoffe ich, allmählich sicherer zu werden.“
Apropos Entscheidung. Da gab es auch noch eine andere knifflige Auswahl zu treffen:
„Ja, die Wahl der richtigen Schiedsrichterpfeife. Gefühlt habe ich Tausende ausprobiert. Zu Hause habe ich jetzt alles was es in Deutschland an Schiedsrichterpfeifen gibt im Schrank liegen. Am Ende ist es der Typ von Thorsten geworden. Wobei ich denke, es gibt nicht DIE richtige Schiedsrichterpfeife, das hängt nicht nur von meinem Lungenvolumen, sondern auch noch von der Hallenakustik ab.“
Kennst du schon deine nächsten Einsätze?
„Ja, die Weihnachtsgala in Braunschweig und noch ein Wettkampf in Wolfsburg in Februar, in Wolfsburg bin ich immer sehr gern als Kampfrichter gewesen. Ein bisschen Bammel habe ich vor der Weihnachtsgala. Da kennen mich so viele. Und plötzlich habe ich bei der Weihnachtsgala, DEM Wettkampf für die SSG, was zu sagen – schon sehr ungewohnt und aufregend!“
Sandra, wir haben große Hochachtung vor deiner Leistung und sind auch sehr stolz auf dich! Nicht jeder wird für eine Schiedsrichterausbildung überhaupt zugelassen! Die gesamte SSG wünscht dir viel Erfolg für deine neue ehrenamtliche Tätigkeit und vielleicht sehen wir dich ja bald auch auf Deutschen Meisterschaften und internationalen Wettkämpfen. Viel Glück für dich und deiner gesamten Familie für die Zukunft.