Bei den Masters finden all die SchwimmerInnen Zeit zum Trainieren, die neben Beruf, Studium oder Schule leistungsorientierten Sport betreiben möchten. Daher besteht diese Gruppe aus einer bunten Mischung junger und bereits sehr erfahrener SchwimmerInnen mit unterschiedlichen, teils sehr ambitionierten Zielen. In der SSG trainieren mit Silke Harenberg (AK55, PSV) und Ralf Pfefferkorn (AK35, PSV) eine Vize-Europameisterin und ein Vizeweltmeister im Masterbereich. Was die Masters am meisten von den jungen aktiven Schwimmern unterscheidet – sie knüpfen und pflegen in ihren Reihen Freundschaften, weit über ihre Trainingsgruppen und Vereine hinaus. Man fährt nicht nur zum Kräftemessen, man möchte unbedingt auch die anderen Sportler wiedersehen. Wer an dieser Stelle denkt, na dann ist so eine Deutsche Meisterschaft wohl ähnlich einem Volkslauf einzuordnen, der irrt. Am Startblock geht es noch immer um die begehrten Plätze, geht es darum, Zielzeiten zu erreichen, geht es um Qualifikationen, manchmal um Teamwettbewerbe. Hier ist man, wie früher als Kind, vorm Wettkampf aufgeregt. „Schlimmer noch“, sagen Tessa Falk (AK20, PSV) und Silke Harenberg, man ist schon Stunden vorher viel nervöser als die jüngeren Schwimmer. Es fehlt einfach die Routine, weil man höchstens 4 bis 5 Wettkämpfe im Jahr schwimmen kann“. Sobald man dann wieder aus dem Becken heraus ist, fachsimpelt man mit dem stärksten Konkurrenten über den Lauf, fragt man die Schwimmerin der Nachbarbahn, ob sie den dreijährigen Sohn mit dabei hat und ob man vielleicht nachher noch gemeinsam auf den Spielplatz gehen möchte.
Ralf Pfefferkorn ergänzt: „Das Training der Masters ist anders angelegt, als das der Kinder und Jugendlichen. Ich schaue nicht mehr auf meine Bestzeiten. Nehme mir diese nicht mehr vor, sondern angemessene, realistische Ziele.“ Silke Harenberg ärgert sich schon noch hin und wieder, wenn ein technisches Detail, was früher ohne Nachzudenken funktionierte, plötzlich Probleme bereitet: „Oft ist es schwer sich damit abzufinden, dass man dann einfach nicht mehr so schnell ist wie früher. Aber wenn man sich dann mit den anderen innerhalb der Altersklasse vergleicht, beruhigt es, dass es denen auch so geht. Man gibt ja trotzdem immer sein Bestes und kann so stolz auf sich sein.“ „ Die Coronazeit hat es gerade den älteren Masters schwer gemacht, das Leistungsniveau zu halten.“, ergänzt Silke.
Während die SSG-PSV Schwimmer Jessica Lilienthal (AK25), Tessa Falk (AK20), Silke Harenberg (AK55), Andrea Kröger (AK50), Anke Svensson (AK45), Tom Wittig (AK25), Enno Bublitz (AK25), Christian Vollmer (AK50) und Simon Gabrüsch (AK55) in Dresden bei den Deutschen Masters Meisterschaften tolle persönliche Zeiten schwammen und sich mit Platz 5 bis 42 beachtlich in ihren Rennen schlugen, konzentrierte sich Ralf Pfefferkorn auf die Vorbereitung zur Teilnahme an den „European Masters Games“ in Finnland. Dort gehen Sportler in 30 verschiedenen Sportarten an den Start, ähnlich einer Olympiade. „Mir wurden von unserer Trainerin Silke Harenberg spezielle Trainingsprogramme für diese Meisterschaft ausgearbeitet“ lässt uns Ralf an seiner Vorbereitung teilhaben. „Aktuell trainiere ich dreimal in der Woche in der Schwimmhalle, dazu noch Athletik. Vor 3-4 Jahren habe ich in Vorbereitung zur Weltmeisterschaft noch 8 mal trainiert, es war eine viel intensivere Vorbereitungszeit. Jetzt haben sich meine Lebensumstände geändert, neben der Arbeit habe ich auch noch einen kleinen Sohn, mit dem ich ja auch intensiv Zeit verbringen möchte. Je älter man wird umso komplexer wird das Leben. Der Vorteil bei den Masters ist, dass es nicht nur Wettbewerb ist, sondern irgendwie auch eine Familienveranstaltung. Viele reisen mit Partner und Kindern an. So ist man nicht dauernd weg, sondern die Wettkämpfe fühlen sich eher wie eine Urlaubsreise mit der Familie an. Man war gemeinsam unterwegs, hat Erlebnisse geteilt. Das finde ich richtig schön.“, schwärmt Ralf. Das findet auch Tessa Falk, die in der jüngsten Masters Altersklasse (AK20) startet: „Die Mannschaft ist wie eine zweite Familie, man feuert sich gegenseitig vom Beckenrand aus an und kennt auch die Zielzeiten der anderen ganz genau. Abends sitzt man zusammen und klönt“.
Ralf, der neben seinem Job als Softwareentwickler noch die L2/L3 Leistungsgruppe in der SSG trainiert, tritt im Trainingslager schon noch gern mal gegen seine Schützlinge an. Das macht allen immer riesigen Spaß. „Ich habe das Glück, dass mein Grundniveau, bevor ich zu den Masters gewechselt bin, sehr hoch war. Daher kann ich auch heute noch mit vielen jüngeren Schwimmern mithalten, aber hauptsächlich auf den längeren Distanzen. Auf kurzen Strecken fehlt mir dann einfach die Kraft und die Schnelligkeit.“, erzählt er schmunzelnd.
Und was macht ein Masters-Leistungsschwimmer auf Dienstreisen? „Da trainiere ich manchmal bei befreundeten Schwimmern, zum Beispiel in Berlin klappt das gut. Gibt es eine Schwimmhalle am Ort, nutze ich diese. Gibt es keine, dann gehe ich joggen oder mache Krafttraining. Aber manchmal muss ich mich echt überwinden. Als junger Sportler hast du einen Trainer hinter dir, der sich möglicherweise einen Screenshot der Lauf-App schicken lässt. Wir müssen schon hohe Selbstdisziplin an den Tag legen. Dafür bedarf es eines Plans, was man erreichen möchte. Das Ziel darf aber nicht mehr sein, die pure Leistung zu erreichen, die man mit 20 geschwommen ist, sondern ein dem Alter und allen Umständen entsprechendes Ziel. Hat man dieses erreicht, freut man sich nicht nur allein, sondern kann diese Freude mit Familie und Freunden teilen.“ Man wird also nicht einfach langsamer von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, sondern erhält gewissermaßen Bonussekunden. Bonussekunden von Frau und Kindern, Bonussekunden von Freunden, Bonussekunden in Form von Lebensfreude und Zufriedenheit. Was sind schon 10 Sekunden gegen ein Kinderlächeln.